Im August starteten wir unseren kleinen "Roadtrip" in Norwegen. Genauer gesagt sollte er in Oslo beginnen.
Wie immer, wenn es nach Skandinavien ging, achteten wir auf eine Unterkunft mit eigener Küche.
Einfach um die astronomischen Preise in den Restaurants zu umgehen.
Unser Hotel hatte diese Küche zu bieten. Nur fehlte es an jeglicher Austattung wie Töpfen oder Besteck. Witzigerweise befand sich im Hotel ein kleiner Supermarkt. In diesem deckten wir uns mit Papptellern, Plastikbesteck und Lebensmitteln ein.
Das Abendbrot war also gerettet.
Das Schönste an dem Hotel war, wenn man sich nicht vorher in den kahlen Gängen verirrt hatte, die Dachterrasse. Von hier konnte man Oslo in alle Richtungen überblicken. Bis hin zur Holmenkollen-Skisprungschanze. Dieser statteten wir auch einen Besuch ab. Genau wie der Oper am Hafen und der Domkirche.
Die Besichtigung des berühmten Osebergschiffs konnten wir aufgrund der Touristenmassen nicht wirklich genießen.
Um so mehr freuten wir uns auf die Fahrt Richtung Norden am nächsten Tag.
Auf der E6 fuhren wir ziemlich entspannt bis nach Lillehammer.
Das Freilichtmuseum Maihaugen war sehr sehenswert. Sogar eine kleine Stabkirche wurde hier wieder aufgebaut.
Hier bekamen wir auch zu spüren, welches Wetter uns in den nächsten Tagen erwarten würde.
Unsere Jacken zogen wir in der Mittagshitze jedenfalls ganz schnell aus.
Norwegen ist in Sachen Wetter eben immer eine Überaschung.
Am Abend drehten wir noch eine Runde um die Nordspitze des See Mjøsa. Der größte See im Land.
See Mjøsa
Am nächsten Tag ging es weiter Richtung Norden. In Ringebu hielten wir kurz an der Stabkirche. Wir wichen von der etwas eintönigen E6, auf die "Landschaftsroute 27" aus. Diese führte durch das Hochland des Rondane Nationalparks. Am Solbergplassen genossen wir dann erst einmal die Aussicht, bevor es weiter, immer tiefer, in das Tal des Raumaflusses ging.
Während der Fahrt spürte man förmlich wie das Tal immer enger und die Felswände rechts und links immer steiler wurden. Immer am Raumafluss entlang, bis wir fast schon eingekeilt zwischen der Trollwand und dem Romsdalshorn vor unserer Hütte standen
Es war schon imposant als wir da auf unserer Terrasse, quasi auf Normalnull, auf die 1000m hohe Felswand schauten. Da Nachts, wie so oft in diesem Urlaub, keine einzige Wolke zu erkennen war, nutzte ich das, und lies die Kamera im Zeitraffermodus laufen. So ein Fleckchen mit wenig Lichtverschmutzung findet man schließlich nicht so schnell wieder.
Insgesamt 3 Tage planten wir hier ein. So hatten wir noch genug Zeit, um uns auf einen kleinen Wanderweg ganz in der Nähe unserer Hütte zu begeben. Entlang einer kleinen Stromschnelle fanden wir sogar einen Ministrand an dem wir eine kurze Rast einlegten. Quer durch eine Schafweide und an ein paar alten Grabhügeln vorbei, wanderten wir wieder zurück zur Hütte.
Ein paar Fotospots musste ich natürlich noch aufsuchen. Eine beeindruckte Eisenbahnbrücke überspannte nicht weit entfernt den Raumafluss. Die Kylling Bru. Wenige Kilometer weiter rauscht dann der Slettafoss durch eine Schlucht.
Am 3.Tag fuhren wir noch mal Richtung Westküste. Zunächst bis nach Alnes. Ein winziges Dorf mit Leuchtturm und Strand am Atlantik. Schnell stellten wir fest, dass dies ein Ort zum länger verweilen wäre.
Auf dem Rückweg hielten wir noch in dem eher bekannten Alesund. Nach einem Spaziergang durch den Hafen und der EInkaufszeile, ging es wieder zurück zur Hütte.
Küste bei Alnes
Alesund
Etwas wehmütig packten wir unsere Sachen. War es doch ein schönes Plätzchen, hier im Raumatal.
Unsere nächste Hütte sollte am Geirangerfjord liegen. Doch dazu mussten wir zunächst den berühmten Trollsteig überwinden.Etwas aufgeregt waren wir schon, als wir da am Fuße des Steiges standen. Erstaunlich einfach liesen sich die Serpentinen bis nach oben fahren. Na gut, wir hatten einfach Glück, dass uns nicht einer der vielen Touribusse entgegen kam. Um so besser lies sich die Landschaft auf der Fahrt genießen. Immer wieder rauschte der Stigfoss spektakulär am Fahrbahnrand hinab.
Einen kleinen Zwischenstopp legten wir an der Gudbrandsjuvet ein. Einer Schlucht, geformt vom Fluss Valldøla.
Danach ging es durch eine herrliche, typisch norwegische Fjelllandschaft, bis wir am Gipfel der nächsten Serpentinenstraße standen, der Adlerstraße.
Diese endete unten am Geirangerfjord, an dem sich unsere Hütte befinden sollte.
Nur 2 Tage hatten wir hier eingeplant. Wie sich heraustellen sollte, war das kein Fehler.
Fluss Valldøla
Gudbrandsjuvet
Den ersten Tag am Geiranger wollten wir gleich nutzen und visierten den Dalsnibba an. Vom Fjord direkt auf 1500m Höhe mit dem Auto.
Wir mussten den Ort Geiranger durchqueren und schlängelten uns gleich einmal durch mehrere Touristengruppen. Wir verstehen bis jetzt noch nicht, warum der Geiranger so sehr beworben wird. In Norwegen findet man an jedem Fjord und hinter jeder Ecke eine solch schöne Landschaft wie hier auch.
Die Aussicht auf dem Gipfel war dann dafür einfach atemberaubend und lies den Stress im Ort unten schnell vergessen.
Am folgenden Tag war nach einem kurzen Abstecher zum Storseterfoss, erst einmal Ausruhen angesagt.
Beim Abendbrot stieg uns dann der Schiffsdiesel der Kreuzfahrtschiffe in die Nase.
Somit waren wir fertig mit dem Geiranger. Am Morgen nahmen wir dann die Fähre nach Hellesylt.
Somit durchquerten wir den Fjord auf voller Länge. Doch noch mal ein schönes Erlebnis am Geiranger.
Jetzt ging die Fahrt wieder Richtung Süden. Westlich am Jostedalsbreen Nationalpark vorbei. Nach ca. 3 Stunden Fahrt in der größten Hitze landeten wir an unserem letzten Ort. Fjaerland. An einem Seitenarm des Sognefjord.
Nach der ersten Nacht machten wir einen Ausflug zum nahegelegenen Boyabreen. Nur zu zweit am Gletschersee genossen wir die Ruhe. Als dann die Busse mit Touristen ankamen flüchteten wir zum Supphellebreen. Ein weiterer Gletscherarm des Jostedalsbreen. Hier trafen wir auf einen Norweger, welcher gespannt zum Gletscher schaute. Gleich darauf wussten wir warum. Vom Gletscher brach ein gewaltiges Stück ab und krachte ins Tal.
Am Gletscherfluss des Boyabreen
In der Nähe unserer Hütte lag Bokbyen.
Die Bücherstadt. Ein kleiner Ort vollgepackt mit mehr oder weniger interessanten Büchern.
In der Mittagshitze schlenderten wir einmal durch die Stadt.
Auf der Rückfahrt schauten wir noch an einem kleinen Vogelschutzgebiet ganz am Ende des Fjaerlandsfjord vorbei.
Beim Abendbrot beobachteten wir die hier ansässigen Baueren. Schon fast wie in einem Wettbewerb brachten sie die Heuballen für das Winterfutter ein.
Witziger Weise gab es diesen Wettbwerb wirklich.
Fjaerlandsfjord
Immer wieder viel mir ein Flyer mit verschiedenen Wanderungen ins Auge. Die spektakulärste davon führte vom Tal fast senkrecht auf 1000m an einen Gletscher heran. Der Weg sollte nur spärlich markiert sein und allein sollte man das so und so nicht machen. Auf de Fahrt zum Supphellebreen suchten wir den Start dieser Wanderung. Ohne Erfolg. So entschied ich mich für eine Andere. Der Endrestolen auf immerhin 670m.
Als ich den Start gefunden hatte war ich zunächst froh, nicht die andere Wanderung gewählt zu haben.
Fast senkrecht ging es bergauf. Über Steine, kleine Bachläufe und Schlamm.
Immerhin war der Weg relativ gut markiert.
Immer wieder machte ich Pausen.
Mein Fotorucksack mit ca. 9kg machte es nicht unbedingt leichter. Eine Probe für Körper und Geist.
Ab und zu erhaschte ich einen Blick auf die entfernten Berge mit den Gletschern. Der Gedanke, gerade ganz allein im Herzen Norwegens auf einen spektakulären Aussichtspunkt zu wandern, lies mich neue Kraft schöpfen. Ich erreichte endlich die letzte Lichtung. Ging die letzten paar Meter durch eine Wollgraswiese und gelangte ans Ziel. Eine kleine Hütte an der man sich ins Gipfelbuch eintragen konnte. Wie es schien war ich der erste Nichtskandinavier, welcher sich hier eintrug. Kein schlechtes Gefühl. Als ich meine Kamera für den Zeitrafferbetrieb einrichtete, schoss plötzlich eine kleine Schafherde auf mich zu. Vermutlich gibt es hier immer Futter. Mein Stativ fanden sie wohl ziemlich interessant. Ich musste sie immer wieder davon fernhalten. Nach dem ich noch etwas den Ausblick genossen hatte machte ich mich auf den Rückweg. Begleitet von der Schafherde kraxelte ich wieder hinunter. Nach fast 3 Stunden Wanderung war ich froh meine Füsse in der Hütte lang legen zu können.
Blick vom Endrestolen
Bevor der letzte Tag anbrach, fuhren wir am Sognefjord noch mal Richtung Osten bis an den Lusterfjord.
Wir überquerten diesen per Fähre und standen schließlich vor der Stabkirche von Urnes. Eine kleine niedliche und ziemlich alte Stabkirche.
Nach der interessanten Führung kauften wir noch eine Schale Himbeeren und nahmen schließlich wieder die Fähre ans andere Ufer und fuhren zurück zur Hütte.
Etwas wehmütig bereiteten wir uns auf den letzten Tag in Norwegen vor.
Fährüberfahrt auf dem Lusterfjord
Zum Schluss übernachteten wir in einem kleinen privat geführten Hotel in Lavik. Von hier aus folgten wir nochmals der Straße am Atlantik und hielten schließlich an einer Bucht. Ich lies die Kamera nochmal Bilder für mein Zeitraffervideo aufnehmen. Wir genossen die letzten Momente hier in Norwegen. Als wir alles wieder zusammenpackten, sah ich plözlich eine Rückenflosse aus dem Wasser auftauchen. Eine kleine Gruppe, vermutlich Schweinswale, schwamm durch die Bucht und tauchte ab und zu auf. Einfach nur episch.
Ein besseres Ende kann man sich eigentlich nicht wünschen.